Montag, 6. Juli 2009

Das Verhalten der französischen Besatzungsmacht gegenüber der Bevölkerung und die Verwaltung durch das Militär

von Bärbel Ratzel

Nachdem das französische Militär die Macht übernommen hatte (siehe: Eroberung), war die Bevölkerung den Besatzern völlig hilflos ausgeliefert. Plünderungen waren an der Tagesordnung, oft waren diese sogar vom Kommando der Franzosen organisiert. Ganze Konvois aus Lastwagen, die mit Lebensmitteln beladen waren, rollten nach Frankreich.
Zur Zeit der deutschen Besatzung hatte die französische Zivilbevölkerung sehr gelitten, die gesamte Produktion war am Boden zerstört und musste erst langsam wieder aufgenommen werden, so dass den Leuten die Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände aus Karlsruhe und Umgebung sehr gelegen kamen. Berichten eines französischen Offiziers zufolge hatten die Soldaten noch nirgendwo soviel Beute gemacht wie in Karlsruhe. Es kam zu Vergewaltigungen, vor allem durch die Kolonialsoldaten, die es als selbstverständlich erachteten, dass die Frauen des Gegners nach dem Sieg ihr Besitz waren. Allerdings gab es auch Offiziere, die versuchten, durch ihre Befehlsgewalt das Schlimmste zu verhindern. Auch waren die Übergriffe auf die Frauen nicht von der französischen Führung gewollt, so wurden z.B. Agenten zur anonymen Befragung von Zivilpersonen eingesetzt, damit sich die Militärregierung selbst ein Bild der Lage machen konnte.
Um die Probleme der Deutschen kümmerten sich die Besatzer vorerst natürlich nicht besonders. Ihre besondere Aufmerksamkeit galt den befreiten KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern, außerdem mussten sie die schon erwähnten Lebensmitteltransporte nach Frankreich organisieren.
Später begannen sie dann hauptsächlich mit der Gefangennahme von ehemaligen Parteigenossen zur Zwangsarbeit und Schutträumung und mit der Entnazifizierung.
Josef Heinrich, der die Stadtgeschäfte seit dem Abmarsch der Volkssturmeinheit "Stoßtrupp Stadt" unter Oberbürgermeister Dr. Hüssy geführt hatte, wurde der kommissarische Bürgermeister Karlsruhes (Schilderung von J. Heinrich über seine Einsetzung: ). Er teilte die Stadt in 16 Bezirke auf. So wollte man besser auf die Bedürfnisse der Bevölkerung eingehen können, und außerdem den Verwaltungsaufwand für die Entnazifizierung verringern.
Sitz des neuen Bürgermeisteramtes wurde das Verwaltungsgebäude der Stadtwerke an der Kaiserallee. Oberrechtsrat Gut, der auf der Suche nach dem festgenommenen Josef Heinrich (Schilderung von J. Heinrich über seine Festnahme: )ins Polizeipräsidium ging, wurde kurzerhand von den Franzosen zum Polizeipräsidenten ernannt, konnte diesen unfreiwillig erworbenen Posten jedoch schon bald wieder abgeben, da die gesamte Polizei festgenommen und nach Frankreich gebracht wurde. Die Aufgaben der 16 Bezirksverwaltungen waren sehr vielschichtig: Die Organisation von Kartoffelkäfer-Suchaktionen gehörte ebenso dazu wie Bevölkerungszählungen und die Betreuung von KZ-Häftlingen und Flüchtlingen. Die Franzosen begannen, eine neue Polizei aufzubauen, die aus ehemaligen Straßenbahnschaffnern bestand. Georg Kaenemund, ein Fremdenlegionär, der in Karlsruhe im Gefängnis gewesen war, wurde zum Polizeipräsidenten ernannt. Er schlug sofort vor, Konzentrationslager für Kinder einzurichten sowie Bordelle, um die Übergriffe auf die weibliche Bevölkerung zu mindern. Glücklicherweise setzte sich die Idee des Konzentrationslager nicht durch. Es wurden jedoch Gebäude geräumt, um dort Bordelle einzurichten. Die Zahl der Vergewaltigungen ging daraufhin sehr stark zurück ...

© Stadtarchiv Karlsruhe





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